Suchterkrankungen
Sucht- erkrankung
Symptomatik von Suchterkrankungen
Suchterkrankungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und können erhebliche negative Folgen für Psyche, Körper und das soziale Umfeld haben. Sie sind sowohl von außen als auch subjektiv schwierig zu erkennen, da sie sich schleichend entwickeln und Betroffene ihre Sucht sehr lange vor sich selbst und anderen verstecken, verleugnen und normalisieren.
Der Leidensdruck der Betroffenen ist meist groß. Zunehmend die Kontrolle über das eigene Verhalten und Leben zu verlieren, kann äußerst erschreckend sein. Das innere Erleben ist nicht selten geprägt von Gefühlen der Zerrissenheit, Ohnmacht, Verzweiflung und einem übermächtigen Verlangen, dem trotz besseren Wissens und aller Anstrengungen nicht widerstanden werden kann.
Für Angehörige oder umstehende Personen ist es oft schwer nachzuempfinden, wie gewaltig und unkontrollierbar eine psychische und körperliche Sucht subjektiv empfunden wird. Noch immer haftet der Suchterkrankung deshalb das Stigma von Versagen und Charakterschwäche an. Tatsächlich haben Abhängigkeitserkrankungen jedoch meist sehr komplexe Ursachen und sind die Folge einer langen Entwicklung, ein Ausweg ist meist nur noch mit Hilfe möglich. Für Betroffene als auch für nahestehende Personen ist es darum wichtig, anzuerkennen, dass es sich bei einer Sucht um eine echte Krankheit handelt, die einer professionellen Behandlung bedarf.
Was ist Sucht?
Sucht steht im engeren Sinne für eine Erkrankung, die mit psychischer und größtenteils auch körperlicher Abhängigkeit einhergeht. Unter psychischer Abhängigkeit versteht man das starke, unwiderstehliche Verlangen nach einer Substanz oder einem Verhalten. Körperliche Abhängigkeit bedeutet, dass ein Stoff ständig zugeführt werden muss, um das Auftreten von körperlichen Entzugssymptomen zu verhindern. Zusätzlich muss in den meisten Fällen die konsumierte Menge gesteigert werden, um die gleichen Effekte zu erreichen (Toleranz/Gewöhnung). Das Verhältnis und Ausmaß von psychischer und körperlicher Abhängigkeit ist bei verschiedenen Suchtstoffen sehr unterschiedlich.
Man unterscheidet zunächst stoffgebundene Süchte (Drogen, Alkohol oder Medikamente) von stoffungebundenen Süchten (Sex, Glücksspiel, Internet & Medien, Essen, Arbeit und Einkaufen).
Eine Suchterkrankung ist keine Charakterschwäche, wie Betroffenen oftmals unterstellt wird, sondern eine Krankheit, die sich im Gehirn biochemisch nachweisen lässt. Sie liegt dann vor, wenn mindestens 3 der folgenden Kriterien erfüllt werden:
- ein sehr starkes Verlangen nach dem Suchtstoff, dem kaum widerstanden werden kann
- Verlust oder Minderung der Kontrolle, die Menge, den Zeitpunkt und die Dauer des Konsums zu steuern
- Körperliche Entzugssymptome beim Absetzen oder Reduzieren des Suchtstoffes, wie Unruhe, Zittern, Schweißausbrüche etc.
- Toleranzentwicklung – die konsumierte Menge, muss gesteigert werden, um die gleichen Effekte zu erreichen
- Vernachlässigung von anderen Interessen, sozialen Kontakten (Familie, Freunde) oder der Arbeit zugunsten der Sucht
- Fortsetzung des Konsums trotz klar schädlicher gesundheitlicher und/oder sozialer Folgen
Die Kriterien können zum Großteil auch auf stoffungebundene Süchte angewandt werden. Auch wenn nicht alle dieser Kriterien erfüllt sind, kann ein schädlicher Gebrauch oder Missbrauch vorliegen, wenn der Konsum oder das Verhalten zu deutlichen körperlichen, psychischen oder sozialen Problemen führt.
Ursachen von Suchterkrankungen
Oftmals ist es eine Verkettung verschiedener Lebensereignisse und -umstände, die zur Entwicklung von Suchterkrankungen führt. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle und können in einem Gesamtbehandlungsplan positiv beeinflusst werden.
- Genetische Faktoren (Erbfaktoren)
Wenn Eltern oder andere Verwandte abhängig sind, erhöht sich das Risiko, selbst abhängig zu werden, auch wenn man nicht in ihrer Umgebung aufwächst. - Lerntheoretische Faktoren
Die Entwicklung einer Abhängigkeit ist ein erlerntes Verhalten und kann somit in einem therapeutischen Prozess auch wieder verlernt oder umgelernt werden. Konditionierungsprozesse wie auch Modelllernen in der Familie und sozialem Umfeld spielen dabei eine Rolle.
- Traumatische Ereignisse oder Erlebnisse
Traumatisierte Menschen haben ein größeres Risiko für Abhängigkeitserkrankungen, da sie versuchen, nicht verarbeitete Erlebnisse und Gefühle durch den Drogenkonsum zu verdrängen. Trauma-spezifische Interventionen können hier optimal helfen. - Persönlichkeit
Verschiedene Persönlichkeitszüge können das Risiko unterschiedlicher Abhängigkeiten begünstigen. Nachhaltig positive Veränderung der Persönlichkeit lässt sich in den meisten Fällen über eine längere Psychotherapie erreichen.
- Soziale Faktoren
Oft werden Personen zum Trinken, Rauchen oder zur Einnahme anderer Suchtmittel verleitet. Viele weitere Faktoren wie familiäre Belastungen, Leistungsdruck, Stress sowie Verfügbarkeit von bestimmten Drogen sowie deren Eigenwirkung spielen eine wesentliche Rolle in der Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung. In den meisten Fällen ist die Änderung des Freundeskreises oder auch der Lebensumstände nicht nur hilfreich, sondern auch nötig. Dieser Prozess kann durch professionelle Hilfe deutlich erleichtert werden. - Gleichzeitige andere psychische Erkrankungen
Wer an einer anderen psychischen oder körperlichen Erkrankung leidet, hat ein erhöhtes Risiko suchtkrank zu werden, weil der Suchtstoff zu Beginn eine Linderung von Symptomen (z.B. Angst, Depression, Schizophrenie) zu bringen scheint.
Mein Ansatz
Mein Ansatz orientiert sich im Wesentlichen an den klassischen Phasen der Suchttherapie. Ergänzend biete ich Methoden aus Yoga, Meditation, Atemtechniken und therapieorientiertem Klettern an, die den Ausstieg aus dem Suchtverhalten außerordentlich unterstützen.
- Motivationsphase
Der/die Betroffene wird ausführlich beraten. Der Wille und die Entscheidung, die Sucht zu überwinden, wird gestärkt. - Entzugs- und Entgiftungsphase
Eine körperliche Entzugsbehandlung, wenn nötig medikamentös gestützt, ist entweder ambulant oder bei Bedarf auch stationär an meiner Suchtstation im Therapiezentrum Ybbs möglich. - Entwöhnungsbehandlung
Mehrmonatige, meist stationäre, Therapie. Inhaltlich geht es, je nach Art der Suchterkrankung, um das Erlernen eines zumeist Suchtmittel-freien Lebens mit Zunahme der Lebensqualität, Reduktion von schädlichen Auswirkungen des Suchtverhaltens, soziale Sicherung, Erhöhung der Stresstoleranz, Stärkung der persönlichen Fähigkeiten und Verbesserung der sozialen Kompetenzen. Das kann bei Bedarf in meiner Suchtstation im Therapiezentrum Ybbs absolviert werden. - Nachsorgephase
Gelerntes muss in den Alltag integriert werden, aber auch neue Muster, Strategien und Verhalten werden erlernt, Ursachen beleuchtet und gegebenenfalls ein neues Leben schrittweise aufgebaut. Selbsthilfegruppen, Einzel- und Gruppentherapie sowie eine psychiatrisch-ärztliche Begleitung und wenn erwünscht eine medikamentöse Rückfallprophylaxe stellen wesentliche Eckpfeiler dar.
Mein Therapieangebot
Körperliche Entzugstherapie und medikamentöse Rückfallprophylaxe
Fachärztlich begleitete Entzugstherapie, meist mit kurzzeitig medikamentöser Therapie, sowie auf Wunsch Einstellung auf eine medikamentöse Rückfallprophylaxe zur Reduzierung des Suchtverlangens.
Behandlung von Begleiterkrankungen wie Depressionen und Angsterkrankungen
Ersteinstellung, Umstellung oder Optimierung einer angstlösenden oder stimmungsaufhellenden medikamentösen Therapie.
Hilfe beim Aufbau einer Therapiemotivation
Es ist nicht leicht, sich für eine Entzugstherapie zu entscheiden. Ich helfe ihnen eine ausreichende Motivation aufzubauen und diese über den gesamten Therapieverlauf aufrechtzuerhalten.
Rückfallprävention
Erkennen der Auslösesituationen, Ursachen und Automatismen. Übergang von der Ohnmacht zur Selbstbestimmtheit, damit wir wieder eine bewusste Wahl haben.
Neuer Umgang mit dem Suchtmechanismus
Erlernen neuer, positiver Verhaltensstrategien zum Umgang mit süchtigem Verlangen (Craving), um Rückfälle zu vermeiden und neue Wege zu erlernen, inneren Frieden und Glück zu erleben
Emotionale Freiheit
Fähigkeiten/Kompetenzen erlernen, mit denen all die Lebenssituationen gut gemeistert werden können, wo zuvor auf das Suchtmittel zurückgegriffen wurde, um bestimme Gefühle zu vermeiden oder zu erzeugen. Erlernen von Methoden zur Generierung positiver Gefühle, ganz ohne Suchtmittel.
Behandlung von Traumata
Traumaspezifische Interventionen im Rahmen einer verhaltenstherapeutisch orientierten Psychotherapie
Soziale Kompetenz
Erlernen sozialer Kompetenzen wie selbstsicheres und souveränes Auftreten im Umgang mit anderen Menschen, richtige Einschätzung anderer Personen, verbessertes Durchsetzungsvermögen und andere hilfreiche Fähigkeiten. Unterstützung beim Aufbau eines (neuen) sozialen Netzes.
Erkennen der eigenen Lebensmuster
Erkennen von Auslösern (Trigger), Ursachen und Automatismen; Übergang von Ohnmacht zur Selbstbestimmtheit, damit wir wieder eine bewusste Wahl haben
Persönlichkeitsentwicklung
Erkennen und Loslösen von hartnäckigen Mustern/Gewohnheiten, Stärkung bzw. Förderung von positiven, lebensstärkenden Einstellungen und Denkmustern, die nachhaltig zu mehr Freiheit und Lebensfreude führen.
Entspannungstraining
Oft können Personen mit Suchtverhalten ohne Suchtmittelkonsum nicht mehr aktiv entspannen. Mittels Meditation und Achtsamkeitsübungen lernen sie, sich wieder ohne Suchtmittel zu entspannen, mit dem Resultat, dass sich damit das Verlangen nach Substanzkonsum deutlich reduziert oder wegfällt.
Die vielfältigen positiven Wirkungen von Meditation und Achtsamkeit konnten in den letzten Jahren in mehreren klinischen Studien nachgewiesen werden. Die Durchführung der Techniken gehen mit einer veränderten Hirnaktivität in Amygdala, präfrontalem Cortex und Hippocampus einher, die wesentlich mit Emotionsverarbeitung in Verbindung stehen.
Achtsamkeitsbasierte Ansätze und Meditation helfen, die eigene Aufmerksamkeit bewusst zu steuern und eine gesunde Beziehung zu Gefühlen und Gedanken aufzubauen, anstatt in ihnen verloren zu gehen. Durch die regelmäßige Praxis können selbstständig Zustände von tiefer Entspannung und innerem Frieden erlangt werden.