Meine Methoden und therapeutischen Ansätze
Neben Elementen der Psychiatrie wie Diagnostik und medikamentöse Therapie von psychiatrischen Erkrankungen verwende ich sowohl Techniken aus der klassischen (kognitiven) Verhaltenstherapie als auch der sogenannten Dritten Welle der Verhaltenstherapie. Diese Ansätze legen einen starken Fokus auf Achtsamkeit, emotionale Selbstregulation und radikale (Selbst-) Akzeptanz.
Vereinfacht ausgedrückt versuchte die erste Welle der Verhaltenstherapie das Verhalten selbst zu verändern und die zweite Welle – die kognitive Verhaltenstherapie – suchte die dem Verhalten zugrunde liegenden kognitiven Prozesse zu verändern.
Die dritte Welle vereint Methoden aus den vorausgehenden Phasen, wie die Veränderung von Verhalten und den zugrunde liegenden Gedankenmustern und versucht als neue Ebene zusätzlich die innere Beziehung zu Gedanken und Emotionen zu verändern. Dabei lernen wir, Gefühle und Gedanken zu akzeptieren und sie zu beobachten, ohne uns mit ihnen zu identifizieren, wodurch mehr innere Freiheit, Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit entsteht. Auch werden neue hilfreiche Denkmuster und Verhaltensweisen erlernt.
In meiner Arbeit schöpfe ich von folgenden Ansätzen, die ich hier gerne kurz vorstellen möchte:
Schematherapie
Die Schematherapie wurde in den 1990er Jahren vom US-amerikanischen Therapeuten Jeffrey Young entwickelt, um sonst schwer behandelbaren Patienten helfen zu können. Die Schematherapie wird vorwiegend zur Behandlung von schweren und chronischen psychischen Störungen eingesetzt. Der Schwerpunkt der Schematherapie lag ursprünglich bei der Therapie von Persönlichkeitsstörungen, sie hat sich aber auch bei der Behandlung von chronischen Depressionen, lang anhaltenden Angststörungen, sowie Suchtstörungen bewährt.
Die Schematherapie basiert auf den Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie, legt aber einen stärkeren Fokus auf ein erlebnis- und handlungsorientiertes Vorgehen.
Die Schematherapie geht davon aus, dass unser Verhalten von erlernten Mustern aus Gefühlen, Gedanken und Empfindungen gesteuert wird, die als “Schema” bezeichnet werden. Diese Schemata bilden sich in der Kindheit, um die wichtigsten psychischen Bedürfnisse (Grundbedürfnisse) eines Menschen zu befriedigen. Wurden diese Grundbedürfnisse in der Kindheit nicht befriedigt, entstehen ungünstige Schemata, die sich auch im späteren Leben negativ auf das Leben des/der Betroffenen und auf die Beziehungen zu anderen Menschen auswirken.
In der Schematherapie geht es darum, sich dieser ungünstigen Erlebens- und Verhaltensmuster bewusst zu werden und sie so zu verändern, dass der/die Betroffene Gefühle und Verhalten besser regulieren lernt und neue Strategien entwickelt, wichtige Bedürfnisse auf eine gesunde Weise zu befriedigen.
IRRT (Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy)
Die IRRT wurde in den Achtzigerjahren als Erweiterung von Becks kognitiven Behandlungsmodell vom Psychologen Mervyn Schmucker entwickelt. Sie wird primär zur Behandlung von Traumafolgestörungen eingesetzt. Dabei wird durch die Imagination des/der Betroffenen ein Zugang zu belastenden, traumabezogenen Sinneseindrücken hergestellt, um diese aus einem sicheren Raum heraus zu konfrontieren, zu transformieren und emotional zu bewältigen.
Während dieses Prozesses wird die Persönlichkeit des/der PatientIn in zwei Ichs unterteilt: das innere Kind/Damaliges-Ich und das Erwachsenen-Ich/Aktuelles-Ich. Das innere Kind ist der Persönlichkeitsanteil des Patienten, welcher das Trauma erlebt hat und nicht erfolgreich verarbeiten konnte. Der Therapeut interagiert mit dem erwachsenen Ich und ermöglicht dem/der PatientIn einen Zugang zum inneren Kind, um das traumatisierte Ich vor dem Trauma zu beschützen. Durch das Wiedererleben der traumabezogenen Sinneseindrücke aus einem sicheren Raum heraus erfolgt eine Transformation der Wahrnehmung, die eine Integration und emotionale Verarbeitung des Erlebten ermöglicht.
In Studien zeigte die IRRT eine gute Wirksamkeit bei posttraumatischen Störungen, gemessen an einer signifikanten Verbesserung des emotionalen Zustands und der Fähigkeit, Trauma erfolgreich zu bewältigen.
ACT (Akzeptanz- und Commitmenttherapie)
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) ist eine moderne Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie mit einem großen Fokus auf Achtsamkeit. Sie verbindet neue psychologische und neurophysiologische Erkenntnisse mit traditionellen fernöstlichen Meditationstechniken.
Die ACT wurde in den 1990er Jahren vom amerikanischen Psychiater Steven C. Hayes entwickelt. Die Therapie zielt darauf ab, einerseits das Vermeidungsverhalten in Bezug auf unangenehme Erlebnisse abzubauen („Akzeptanz“) und andererseits engagiertes Handeln („Commitment“) aufzubauen. Ziel ist es, zu lernen, unangenehme Gefühle und Gedanken zu akzeptieren, ohne sich von ihnen bestimmen zu lassen und sich selbstbestimmt den Handlungen und Verhaltensweisen zu widmen, die das Leben verbessern und bereichern.
Erreicht wird dies unter anderem durch das Erlernen von Achtsamkeit und eine „kognitive Defusion“: die Wahrnehmung des Selbst als eigene transzendentale Qualität, welche die eigenen Gedanken gleichmütig („achtsam“) und wertfrei beobachtet, ohne mit ihnen zu „verschmelzen“ und das Verhalten zwanghaft nach ihnen auszurichten. Aus dieser sich öffnenden inneren Freiheit entsteht die Möglichkeit zur Ausrichtung des eigenen Handelns auf selbst gewählte Werte.
Die ACT ist eine stark erlebnisorientierte Therapie. Durch praktische Übungen werden Erkenntnisse praxisnah umgesetzt, damit diese nicht nur auf einer geistigen Ebene stattfinden, sondern praktisch erfühlt werden. Dadurch können Veränderungen schneller und tiefgehender erfolgen und leichter im Alltag umgesetzt werden.
DBT (Dialektisch-Behaviorale Therapie)
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie wurde in den 1980er Jahren von der amerikanischen Psychologin Marsha M. Linehan entwickelt, um Menschen zu helfen, die als „untherapierbar“ galten. Sie war ursprünglich speziell zur Behandlung von chronisch suizidalen PatientInnen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) gedacht, die durch eine tiefgehende Störung der Emotionsregulation gekennzeichnet ist.
Die DBT basiert im Wesentlichen auf Annahmen der kognitiven Verhaltenstherapie, beinhaltet aber auch Elemente anderer Therapieformen und fernöstliche Meditationstechniken. Sie ist heute die am besten untersuchte und etablierte Psychotherapie der Borderline-Störung, wird aber auch in anderen Bereichen wie Essstörungen, Suchterkrankungen und Störungen der Impulskontrolle erfolgreich eingesetzt.
Die DBT versucht eine Balance zu finden zwischen Strategien des Verstehens und Akzeptierens und der aktiven Veränderung. Diese „dialektische Strategie“ bildet die Grundlage für die Bezeichnung Dialektisch-Behaviorale Therapie.
Die DBT vermittelt zahlreiche praktische Fertigkeiten zur Selbstregulation: innere Achtsamkeit, zwischenmenschliche Fertigkeiten, Umgang mit Gefühlen, Stresstoleranz und Selbstakzeptanz. Die Fähigkeit, mit diesen Fertigkeiten sicher umzugehen, und sich selbst Sicherheit und Regulation geben zu können, ist in der DBT eine Voraussetzung für tiefergehende Traumaarbeit.
Sokratischer Dialog
Der Sokratische Dialog ist eine Gesprächs-Methode, bei der durch gezieltes Fragen gewohnte Denkmuster und vermeintliche Wahrheiten untersucht und überprüft werden, um so neue Perspektiven, Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten ins Bewusstsein zu bringen.
In der kognitiven Verhaltenstherapie verwendet man den sokratischen Dialog als eine Gesprächstechnik, durch welche „verzerrte“ Wahrnehmungen von Patient*innen hinterfragt und Widersprüche im Denken aufgedeckt werden sollen. Dabei tritt die Therapeutin nicht als Lehrende auf, sondern versucht durch bestimmte Fragen die negativen Grundannahmen der Patient*innen zu durchleuchten, bis selbst erkannt wird, dass die Überzeugungen nur eine von vielen Perspektiven darstellen. Dadurch befreit sich der Patient von festgefahrenen Denk- und Wahrnehmungsmustern und eine neue positive Sichtweise wird möglich. Besonders häufigen Einsatz findet der verhaltenstherapeutische sokratische Dialog bei depressiven Störungen.
Klassische Verhaltenstherapie
Die klassische Verhaltenstherapie wurde aus der Lerntheorie entwickelt. Ihr Grundgedanke ist, dass problematisches Verhalten erlernt wurde und damit auch wieder „verlernt“ werden kann. Anstelle der problematischen Verhaltensmuster können gezielt neue, angemessenere Verhaltensmuster erlernt werden
Die klassische Verhaltenstherapie zielt auf eine Veränderung des beobachtbaren Verhaltens ab, die durch eine spezielle Übungspraxis erreicht wird. Dabei kommt es zwar auch zur Änderung von kognitiven Prozessen, diese stehen aber nicht im Zentrum der therapeutischen Intervention.
Die Gründer der klassischen Verhaltenstherapie gingen davon aus, dass die inneren Prozesse des Menschen nie völlig ergründbar seien. Im Gegensatz zur Tiefenpsychologie stehen bei der klassischen Verhaltenstherapie darum neurobiologische Reiz-Reaktions-Modelle im Zentrum.
Die klassische Verhaltenstherapie möchte gezielt die sichtbaren Symptome psychischer Störungen behandeln und die Handlungsfähigkeit des Patienten erweitern, ohne dabei notwendigerweise alle biografischen oder tiefenpsychologischen Ursachen zu erforschen. Die klassische Verhaltenstherapie konzentriert sich darum auf gegenwärtige statt auf vergangene Handlungsursachen, ohne jedoch frühere Erfahrungen in der Analyse zu vernachlässigen.
Die klassische Verhaltenstherapie geht davon aus, dass problematisches Verhalten in erster Linie das Ergebnis von Lernprozessen (Konditionierung) ist und darum gut durch die Verwendung von Verhaltens- und Lernprinzipien verändert werden kann. Gerade bei definierten, weniger komplexen psychischen Störungen zeigt die klassische Verhaltenstherapie eine gute Wirksamkeit.
Kognitive Verhaltenstherapie
Währen bei der klassischen Verhaltenstherapie das Verhalten im Mittelpunkt steht, legt die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) den Fokus auf die dem Verhalten zugrunde liegenden Denkprozesse, Einstellungen, Erwartungen und Überzeugungen.
Die KVT geht davon aus, dass die Art, wie wir denken, wahrnehmen und bewerten, maßgeblich bestimmt, wie wir uns fühlen und uns verhalten. Psychische Erkrankungen hängen laut der KVT eng mit negativen, verzerrten oder realitätsfernen Denkmustern zusammen. Diese entwickeln leicht den Charakter einer “selbsterfüllenden Prophezeiung”, da die „verzerrte“ Wahrnehmung dazu führt, dass alles Erlebte die negativen Grundannahmen zu bestätigen scheint und sie so immer mehr verstärkt. So kann zum Beispiel die verzerrte Grundannahme „Keiner liebt mich“ durch eine gefilterte Wahrnehmung oder durch bestimmte Verhaltensmuster wiederholt zu Erfahrungen von Ablehnung führen, bei denen genau dieser „falsche“ Glauben bestätigt wird.
Meist sind diese kognitiven Prozesse jedoch unbewusst, weshalb es eines der zentralen Ziele der kognitiven Verhaltenstherapie ist, systematisch die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung zu entwickeln. Indem wir lernen, unsere eigenen Denkverzerrungen selbst zu erkennen und infrage zu stellen, öffnen sich neue Erlebnis- und Verhaltensräume. Um dies zu erreichen, bedient sich die KVT verschiedenster kognitiver und verhaltensorientierter Techniken und Verfahren.
Eine kognitive Verhaltenstherapie wird unter anderem zur Behandlung von Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen sowie Suchterkrankungen eingesetzt.
NLP
Das Neuro-Linguistische Programmieren (kurz NLP) eine Sammlung von Methoden und Kommunikationstechniken, durch die psychische Abläufe im Menschen beeinflusst werden können. NLP wurde in den 1970er Jahren von Richard Bandler und John Grinder entwickelt, die herausfinden wollten, welche kommunikativen Fähigkeiten und Verhaltensweisen von Therapeuten eine Therapie gelingen lassen. Das NLP greift Konzepte aus der klientenzentrierten Therapie, der Gestalttherapie, der Hypnotherapie und den Kognitionswissenschaften auf.
Ziel des NLP ist es, das Denken, Fühlen und Verhalten auf Basis des Gehirns und Nervensystems (Neuro) mittels Sprache (Linguistik) systematisch zu verändern (programmieren).
Achtsamkeit und Meditation
Elemente von Achtsamkeit und Meditation sind heute Teil fast jeder modernen Therapieform. Unzählige Studien bestätigen inzwischen die positiven Auswirkungen der Meditation in fast allen Lebensbereichen. Meditation ist dabei weit mehr als nur eine Entspannungstechnik. Sie trägt nicht nur zu mehr Frieden und Ausgeglichenheit bei, sondern erschließt eine tiefere Selbstebene, die nicht mit den Inhalten unseres Bewusstseins (Denken, Fühlen) identifiziert und verschmolzen ist, sondern innere und äußere Abläufe aus einem sicheren Beobachter-Ich heraus wahrnehmen kann. Diese Fähigkeit ist essenziell für eine gesunde emotionale Selbstregulation, Resilienz in Stresssituationen und eine innere Freiheit und Handlungsfähigkeit.
Ich kombiniere Techniken aus verschiedenen Therapieformen, der modernen Atemtherapie sowie aus fernöstlichen Weisheitstraditionen.
Yogatherapie
Die heilsame Wirkung von Yoga auf Körper und Geist ist mittlerweile durch zahlreiche wissenschaftliche Studien bestätigt worden. In vielen Kliniken gehört Yoga schon seit fast einem Jahrzehnt zu den gängigen komplementären Therapiemethoden und wird mit großem Erfolg bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt.
Therapieyoga setzt sich, wie das klassische Yoga auch, aus Körper-, Atem- und Mentalübungen zusammen, die nachweisbare physiologische und psychologische Veränderungen bewirken. Durch die Yogapraxis wird ein Wohlgefühl und Entspannungszustand bei Patient*innen angestrebt, aus dem heraus Entwicklung leichter möglich ist. Yogatherapie ist als unterstützender Teil einer Gesamttherapie zu verstehen, der zahlreiche positive Effekte hat und den Heilungsprozess erheblich erleichtern kann.
Therapieklettern
Die vielfältigen Wirkungen des Kletterns auf den Körper und Psyche ist schon seit vielen Jahren bekannt und wird in unterschiedlichen medizinischen Fachdisziplinen wie der Orthopädie und Neurologie als auch der Psychotherapie erfolgreich angewandt. Vor allem bei Angststörungen und Depressionen kann Therapieklettern sehr unterstützend wirken. So können unter anderem positive Effekte auf Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Vertrauen, Verantwortungsbewusstsein und Selbsteinschätzung sowie Verbesserungen im sozialen und emotionalen Bereich auftreten.